Erzählungen

Mittwoch, 12. März 2008

Frühling in Sicht oder der Hausmeister

"Haben sie Hund, haben sie Katze?"
Sein Zeigefinger fuhr schneidend durch die Luft,dabei fixierte er mich."Auch keine Kinder",wollte ich spöttisch antworten,murmelte aber nur:"Nicht einmal einen toten Gummifisch". Die Gesichtszüge des Hausmeisters entspannten sich, kleine Lachfältchen waren jetzt in seinen Augenwinkeln zu erkennen.
Das Licht im Treppenhaus ging aus, plötzlich roch es nach harzigem Holz, Wald und Tannenduft.Weihnachten mitten im März,dachte ich benommen, als mich etwas am rechten Ohr streifte und das Licht im Hausflur wieder anging.Der Hausmeister öffnete die Tür zur Straße. Schneeflocken trieben in den Hauseingang. Am Boden glitzete und glimmerte es."Kommen sie",sagte er und lachte dabei, "ich zeige ihnen ihre neue Wohnung"

Dienstag, 18. September 2007

Wiesn-Krimi

Irgendwas pinkelt mir ans Bein, endlos, das Gefühl will garnicht aufhören. Mühsam versuche ich die Augen zu öffnen. Ganz verschwommen sehe ich den Mond, dazu einen erstaunlich märchenhaften Himmel. Ich spucke etwas Rundes aus. Gedämpft dringen Liederfetzen zu mir: "und erhalte dir die Farben seines Himmels, weiß und blau".Ich will zu meinen Ohren greifen, um den Druck loszuwerden, aber kann die Hände nicht heben, da fährt mir etwas stinkendes, nasses weiches übers Gesicht. Knäckes,denke ich, der Hund von Anita, meiner Wiesnbekanntschaft.Sie saß mir im Bierzelt nur kurz gegenüber, zwinkerte über ihr Bierglas in meine Richtung, sprang auf den Tisch und versuchte von dort vergeblich mich auf den Tisch zu zerren."Reite wie der Wind, bis die Nacht beginnt, Anita," grölten die Tischtänzer und alle Anderen im Saal zwischen und auf den Bänken.Daran versuche ich mich zu erinnern.Meine Hände werden abgeleckt,"der hat Lollis in den Ohren", kichert eine Frau. "Und dann die Hände zum Himmel, komm lass uns fröhlich sein", jubelt ein Chor ganz in meiner Nähe.Knäckes knurrt jetzt wie ein Höllenhund. Ich beginne meine Lederhose abzutasten, Brieftasche,Handy, alles weg.versuche aufzustehen, torkle ein paar Schritte seitwärts und falle in etwas Weiches, Watteartiges, das nach gebranntem Zucker riecht."Resi, i hol di mit`m Traktor ab" flüstere ich zärtlich in die Zuckerwatte, als mir ein Auge aufgerissen wird und ich in das Licht einer Taschenlampe blicke. Jemand sagt:" lass ihn doch einfach bis zur Endstation fahren, die Putzkolonne wird ihn dann rausholen".

Mittwoch, 11. Juli 2007

In der S-Bahn-Unterführung

Sie ging vor mir,typisch mit leicht vorgeschobenem Becken
Es stimmte alles.Die Größe, die langen Beine,das braune Haar, die Frisur, die Kopfhaltung. Heute musste sie es sehr eilig haben, so rasant hatte ich sie noch nie zuvor gehen sehen. Ich entdeckte sie erst, als sie gerade an mir vorbei war, sah noch kurz das Profil, dann folgte ich ihr im Menschengedränge Richtung S-Bahn.Sie schien mir eigenartig abwesend, trotz ihres Tempos . Ich war sehr verblüfft, sie so unverhofft schnell wiederzusehen und freute mich auf ihr verdutztes Gesicht und dann ihr Lachen, wenn ich sie scherzhaft mit den Worten am Arm packen und sagen würde:" wohin des Weges schöne Frau". Ich setzte links an um sie zu überholen, wurde aber von mehreren entgegenkommenden Fußgängern zurückgedrängt. Meine Vorfreude sie endlich zu begrüßen war groß. Mit Mühe schaffte ich es ,in dem Gedränge, an ihre rechte Seite zu gelangen, streckte meinen Arm nach ihr aus und erstarrte. Ich schaute, trotz aller Ähnlichkeit mit meiner Freundin, in ein unbekanntes Gesicht. Verwirrt blieb ich stehen.Ich brauchte einige Sekunden, bis ich meine Fassung wieder hatte. Die Frau merkte von alledem nichts. Als ich mich noch einmal vergewissern wollte,war sie verschwunden, ich hatte ich sie aus den Augen verloren.

Montag, 2. April 2007

Fingerübung 2 , Ohne Titel

Neulich ist mir mein Rock weggerutscht, einfach so.Er glitt mir unbemerkt von den Hüften.Sein Stoff war aus einem zarten, duftigen Material, an seine Leichtgkeit hatte ich mich nur langsam gewöhnen können.

Anfangs, wenn ich ihn trug, ,schaute ich des öfteren an mir herab, um mich zu vergewissern, dass ich bekleidet war.Mir fielen Träume ein, in denen ich unbekleidet die Wohnung verlassen hatte. Deshalb also immer noch einen schnellen Blick in den hohen Wandspiegel, bevor ich ausging,egal, wie ich gekleidet war. Außerdem hatte ich festgestellt, dass oberhalb des Reißverschlusses ein kleines Häkchen und ein Knopf angebracht waren um den Reißverschluss zu sichern.Danach bewegte ich mich freier und genoss es besonders , den hübschen Rock an heißen Sommertagen zu trage.
An jenem bewussten Tag war ich spät dran.Ich wollte meine Mutter zum Flughafen fahren.Wir hatten zusammen, noch in Bademänteln,, ausgiebig gefrühstückt und uns ein bischen dabei verplaudert.Nun musste es mit dem Anziehen schnell gehen.Meine Wahl fiel auf den Sommerrock, der so leicht wie eine Feder war. Unterwegs im Auto, fuhr ich noch zur Tankstelle.Es war der erste Ferientag, dementsprechend turbulent ging es dort zu.Wir stiegen aus. Meine Mutter wollte nach einer bestimmten Zeitung sehen und folgte mir, als etwas um meine Fußknöchel wuselte.Ich dachte sofort an den kleinen Kläffer, der mir beim Aussteigen gegen die Autotür gesprungen war. Aber es war kein Bellen, sondern ein Glucksen, das ich hinter mir , in Bodennähe, hörte. Ich drehte mich um. Meine Mutter lag bäuchlings auf dem Pflaster und machte lange Armbewegungen.So, als ob sie schwimmen wollte.Sie lachte Tränen und versuchte meinen Rock zu angeln.

Ach ja,"unbekleidete Träume" hatte ich seit dem nie wieder.
Jetzt träume ich manchmal, dass ich Zähne und Haare verliere.

Montag, 19. Februar 2007

Fingerübung 1

Wütend verließ er mit einem Wäschekorb, vollgestellt mit Kakteen, die Wohnung. Die erneute Aussprache mit seiner Freundin verlief wieder nicht friedlich. In letzter Zeit gab es zu viele Unstimmigkeiten zwischen ihnen. Außerdem fand er es schrecklich, dass sie ihre naturblonden Haare schwarz gefärbt hatte. Sie wußte doch, daß er dunkelhaarige Frauen.....Er hörte sie im Treppenhaus, sie rief ihm etwas nach, es klang wie Bellen, da spürte er auch schon seine Aktentasche in den Kniekehlen.Ihm wurde heiß.Er hatte heute früh vergessen die Tablette gegen hohen Blutdruck einzunehmen. Am Auto angekommen legte er die Aktentasche aufs Autodach und machte den Rücksitz frei, damit der Korb mit den Kakteen Platz hatte.
Erschöpft setzte er sich in den Wagen, nahm ein Feuerzeug aus dem Seitenfach, zündete sich eine Zigarette an und atmete tief durch."Jetzt hab ich nichts mehr zu verlieren", dachte er, startete sein Auto und fuhr los.

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